Serra Tavsanli – Johann Sebastian Bach – Inner Spaces
Serra Tavsanli
Johann Sebastian Bach – Inner Spaces
Katalog Nr.: SM 434
Veröffentlichung: 20.10.2023
Serra Tavsanli – Johann Sebastian Bach „Inner Spaces“
Das Album „Inner Spaces“ ist das inzwischen dritte Album der aus Istanbul stammenden Pianistin Serra Tavsanli. Mit großer Sicherheit kann man behaupten, dass es ihr persönlichstes Album ist. Mit den hier aufgenommenen Werken von Johann Sebastian Bach präsentiert sie nicht nur eine meisterliche Interpretation auf modernem Flügel, sondern verbindet die Musik auch mit ihrer eigenen Geschichte und Herkunft. Dabei offenbart sie ihr Innerstes und gewährt Einblick in sehr persönlichen Gedankenräume.
Anhand der Initialen B A C H hat Serra Tavsanli die zur Tonart passenden Stücke ausgewählt. Mehr noch, denn im Beiheft des Albums schreibt sie: „Stücke, die für mich für unterschiedliche Begriffe stehen, die das Menschsein ausmachen und in allen Traditionen und Religionen eine Rolle spielen:
B (Partita in B-Dur) symbolisiert den Glauben.
A (Partita in a-Moll) steht für die Hoffnung.
C (Toccata c-Moll) steht für die Liebe.
H (Französische Ouvertüre in h-Moll) symbolisiert unsere Gegenwart.
Mit dieser Auswahl holt die Pianistin ihr Publikum direkt hinein in ihre Gefühlswelten, in ihre „Inner Spaces“. Heute ist Serra Tavsanli, die nach ihrem Studium in Hannover inzwischen selbst eine Lehrstelle an der Hochschule für Musik in Detmold innehat, eine starke, selbstbewusste und emanzipierte Frau und Pianistin. Das war aber nicht immer so. Ihre Kindheit in Istanbul beschreibt sie als „Ort voller Regeln und Verbote“. Schon im Alter von fünf Jahren erkannte sie, dass nur die Musik ihr ein Gefühl von Freiheit geben kann – allerdings war es auch ein einsamer Ort, den sie mit niemanden teilen konnte. Besonders die Kompositionen von J. S. Bach boten ihr einen musikalischen Zufluchtsort. Mit 10 Jahren besuchte sie zum ersten Mal Deutschland, auch wieder ganz allein. Ein Land, das ihr fremd war, dessen Sprache sie weder verstehen noch sprechen konnte, dass aber eine Verbindung zu der Kultur hatte, die sie so liebte. Und so wurde die Klassische Musik zu ihrer zweiten Muttersprache. In dieser Sprache konnte sie sich mühelos verständigen, Gefühle ausdrücken und sich weiterentwickeln. Die Werke von J. S. Bach bekamen so eine noch größere Bedeutung für sie. Manchmal betrachtete sie Bach sogar als ihren „imaginären Mentor“. Dies spürt man schon bei den ersten Tönen dieser Aufnahme: Serra Tavsanli hat sich tief in die Welt von Bach hineingewagt und geht beim Spiel völlig darin auf. Auf eine gewisse Art macht sie sich dabei auch in voller Absicht angreifbar und verletzlich. Ihr Spiel ist erzählend, es öffnet Assoziationsräume und ist gleichzeitig mühelos, aber dennoch völlig kompromisslos. Im Booklet schreibt sie dazu: „Ich war plötzlich dort, wo alles gelingt, wo es sicher und frei ist. Ein Ort, der für jeden zugänglich ist, und wo Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht keine Rolle mehr spielen. Ein Ort, an dem wir nicht allein sind.“