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Roland Moser – Rahel und Pauline

Roland Moser
Rahel und Pauline
Katalog Nr.: SM 452
Veröffentlichung: 10.05.2024


Warum ist das frühe 19. Jahrhundert so gegenwärtig geblieben in Literatur, Philosophie, Musik und Kunst? Warum beherrschen Beethoven und Schubert noch heute nicht nur viele Konzertprogramme, sondern einen ansehnlichen Teil zeitgenössischer Musik-Publizistik?

Deutsche Romantik war nie ein abseitiges Reservat von Weltflüchtlingen, sondern ist bis heute einer der beliebtesten Werk- und Diskussionsplätze geblieben.

Was hat eine Rahel Varnhagen da zu bedeuten? Sie war von 1790 bis 1832 in ihrem berühmten «Salon» Gesprächspartnerin und Anregerin herausragender Persönlichkeiten in Sachen Literatur, Theater, Philosophie, Musik, Politik und Wissenschaften. Ihre die üblichen Konventionen sprengenden Korrespondenzen umfassen tausende Seiten. Seit Hannah Arendts bahnbrechendem Buch über Rahel (1933/58) ist ihre zeitgeschichtliche Bedeutung: «Paria», Aussenseiterin und doch in Brennpunkten stehend, als Frau jüdischer Herkunft und als (nicht publizierende!) Autorin immer deutlicher in Erscheinung getreten. Pauline, Tochter eines Bankiers namens César, wurde sehr früh von vielen als Schönheit bewundert. Sie ging bald eigene Wege, bekam ein Kind von einem russischen Offizier und wurde Geliebte des Prinzen Louis Ferdinand von Preussen, der auch komponierte und später als Feldherr im Krieg gegen Napoleon fiel. Wie kann so ein Briefwechsel auf einer Bühne szenisch funktionieren? Pauline schreibt, wie sie vermutlich gesprochen hat, ständig hin und her wechselnd zwischen Berliner Dialektbrocken, einer eigenen Art von Schriftdeutsch und einem besonders abenteuerlichen preussischen Französisch in Privat-Orthographie. Hier (als Konzertsängerin) darf sie auch extravagant sein, während Rahel (vom Sprechtheater kommend) sowohl sprechend wie singend ein strengeres Idiom pflegt. Die szenischen Situationen erlauben es, dass Antworten direkt gegeben werden können, obschon die beiden Protagonistinnen erst im Nachspiel «zusammenkommen». Roland Moser, 1943 in Bern geboren, studierte, neben Klavier und Dirigieren, in Bern und Freiburg/Br. Komposition bei Sándor Veress und Wolfgang Fortner, sowie elektronische Musik in Köln. Bis 2008 unterrichtete er als Professor für Komposition, Instrumentation und Musiktheorie an der Hochschule für Musik/ Musik-Akademie Basel.


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